„Rocky Horror Show“ begeisterte das Publikum

Premiere des Musicals im Greifswalder Theater

Greifswald. Ein solches Spektakel hatte das ehrwürdige Greifswalder Theater selten erlebt. Nicht nur auf der Bühne spielten sich schräge Szenen ab, auch das Publikum durfte bei dem Kult-Musical „The Rocky Horror Show“ am Freitag abend ein für Theaterbesucher ungewöhnliches Verhalten Zeigen.

Viele waren mit Reis, Toilettenpapier, Toastbrot, Papierschnipseln und Wasserpistolen gerüstet zu diesem Premierenabend erschienen. Andere hatten zum Schutz vor Reiskomregen und Wasserfontänen, die an entsprechenden Stellen des Musicals den unvorbereiteten Theaterbesucher erschreckten, Regenschirme und Zeitungspapier mitgebracht.

Dr. Frank N. Furter, der Herrscher des Planeten Transsexual, und seine flippigen, außerirdischen Gefolgsleute hatten Neugierige jeden Alters ins Theater gelockt. Kinder, die unablässig und mit wahrer Begeisterung von ihren Wasserpistolen Gebrauch machten, kreischende Teenies, aber auch gesetztes Theaterpublikum in Abendgarderobe. Sie alle erlebten an diesem Abend, wie der biedere Brad Majors und seine nicht minder verklemmte Verlobte Janet Weiss in die Fänge des charismatischen und lustbesessenen Furter geraten und sich allmählich ihrer Bravheit entledigen, um sich – der Lebensmaxime Furters entsprechend – „dem absoluten Vergnügen auszuliefern und in den warmen Wassern der fleischlichen Sünde zu baden.“

Die fetzige Musik, die mitreißend tanzenden, singenden und schauspielernden Künstler in ihren fantasievollen Kostümen – jedes für sich ein kleines Kunstwerk – und die perfekte Bühnenshow begeisterten alle, vom treuen Rocky-Horror-Fan bis zum erschrockenen Neuling. „Ich wußte gar nicht, was mich erwartet, kannte das Stück überhaupt nicht“, sagte Ute Beyer. Sie habe das Stück gewöhnungsbedürftig, aber gut gefunden, besonders die Effekte.

Die 19 jährige Kerstin Herbstreit und Susanne Müller hingegen sind Rocky-Horror-erfahren. Die Musik, die Stimmung, das ganze Flair fasziniere sie an dem Musical, das sie schon oft gesehen haben. Sie waren extra aus Magdeburg angereist, um ihren Star Frank N. Furter auf der Greifswalder Bühne zu erleben.

Sie haben sich – das gehört zum Kult – mit roten Federboas, kurzen Glitzerkleidchen und Netzstrumpfhosen für das Musical gestylt. Die meisten Greifswalder hatten es allerdings nicht gewagt, sich für die Show zu verkleiden. Das schmälerte die Stimmung im Theater aber keineswegs.

Am Ende der Show standen die Zuschauer ausnahmslos, klatschten, pfiffen, schrien, tobten, forderten eine Zugabe nach der anderen, bis die Künstler auf der Bühne nicht mehr konnten und nur die fünf Musiker im Orchestergraben noch eine allerletzte Instrumental-Zugabe spielten. Erst dann leerte sich das Theater.

Ein schillernd-schriller Traum ging zu Ende, die Außerirdischen kehrten zurück zu ihrem Planeten Transsexual auf der Galaxie Transsylvanien, werden aber am 13. und 15. Juni noch einmal im Theater Vorpommern landen, um die Erdlinge zu verführen.

MELANIE KATZENBERGER