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Am 17. Juni in Berlin geboren absolvierte ich meine Schulzeit in der Heimatstadt

und schloß diese mit dem Abitur ab. In den letzten Jahren auf dem Gymnasium machte ich bei einer Bühnentanz-AG (Ballett-AG) mit, die meine Biologielehrerin leitete, in der sie ihren Traum vom Leben in die Kunst auslebte und versuchte diesen an die Schüler weiterzugeben. Ich war dabei – nur zum Spaß!

Nachdem dann aber Berufsorientierungen wie Technischer Zeichner, Grafikdesigner, Diamantschleifer und Goldschmied aus diversen Gründen nicht in die Tat umgesetzt wurden, Christian als Schuhmacher in Aschenbrödelsuchte ich mir eine Ballettschule, denn kurz entschlossen wollte ich klassischer Ballettänzer werden. Eine Vorstellung an der deutschen Oper Berlin, wo ich dann später auch als Statist mitmischen durfte, hatte mir Mut gemacht. Ich war zwar schon 18 und somit viel zu alt um in diesem Metier anzufangen, doch glaubte ich fest daran, dass ich es schaffen könnte. Nach vier Jahren Ausbildung in der Privatschule von Anita Barth in Berlin bekam ich den ersten Job als Gast am Gärtnerplatz-Theater in München. Dort hatte ich dann am 23. Dezember 1987 als Schuhmacher in Aschenbrödel Permiere in einem professionellen Ballettensemble.

Ich ging nach München für eine Produktion, die drei Monate laufen sollte, und blieb schlußendlich 12 Jahre in dieser Stadt. Am Gärtnerplatz übernahm ich in kürzester Zeit in fast allen laufenden Produktionen einen Platz im Ensemble – Ein SommernachtstraumDie Schöne und das BiestPeer Gynt, etc. Parallel dazu beendete ich meine Ausbildung mit der Bühnenreifeprüfung in Tanz vor dem paritätischen Ausschuß in München im Juli 1989. Es folgten Romeo und Julia in Augsburg und Innsbruck und Camille Claudelle / Auguste Rudin als Tanztheater in Freiburg, wo ich meine erste und einzige Solorolle tanzte.

Obwohl ich das Tanzen liebte war für mich klar, dass es nicht viel mit künstlerischer Kreativität zu tun hat, nur darauf achten zu müssen in den Bewegungen mit den Kollegen des Corps de Balet identisch zu sein. Christian als BallerinaImmerhin hatte ich in Freiburg ja gesehen, was es bedeutet eine Rolle zu erarbeiten. Irgendwann hatte ich aus Spaß begonnen klassischen Gesangsunterricht zu nehmen – aus Spaß! Wieder einmal. Denn ich wollte mir die Freude an der Oper, der meine Leidenschaft gehörte, nicht nehmen, indem ich zuviel über Gesangstechnik wusste. Nach drei Jahren meines Tänzerdaseins an diesem Punkt angekommen sagte ich mir also: ‚Glaube den Lehrern, die unabhängig voneinander mich immer überreden wollten, Sänger zu werden und mache Musical.‘. Der Reiz, kreativ mit den drei Bühnenkünsten Tanz, Gesang und Schauspiel aktiv sein zu können, trieb mich vorwärts. Nicht zu vergessen natürlich auch der Ehrgeiz. Für einen Solisten im klassischen Ballett hatte ich zu spät begonnen und war auch körperlich nicht begabt genug. Vielleicht sollte es mir ja im Musical / Gesang gelingen, so etwas wie eine Karriereleiter zu erklimmen. Der Grundstein zumindest war gelegt. Mit der Ausbildung zum Tänzer hatte ich wichtige Dinge gelernt: Disziplin, die Bereitschaft, dem Körper das Maximalste abzuverlangen, Raumempfinden und ein Gefühl für Bühne und Kollegen. Also probierte ich mit diesem Fundament mein erstes Musical: West Side Story am Innsbrucker LandestheaterWest Side Story am Innsbrucker Landestheater unter der Regie von Anna Vaughan. Naja – es klappte ganz gut und so waren die Würfel gefallen. Allerdings gab es noch vieles zu Lernen. Jazzdance, Tapdance und vor allem Singen, Singen, Singen. Für all dies fand ich in München gute Leute. Klassischen Gesang studierte ich erst ein Jahr bei der Sopranistin Felicia Wethers, um dann zu der Italienerin Ada Zapperi zu wechseln. Irgendwann lief ich dann dem südamerikanischen Tenor Miguel Baraldes über den Weg und bekam so einen entscheidenden Kick.

La Cage Aux Folles (Bielefeld) mit Helmut Kegler als GeorgeEin halbes Jahr nach West Side Story bekam ich das Angebot von Anna Vaughan Chantal in ihrer Bielefelder La Cage aux Folles-Produktion zu spielen und vor allem zu singen. Denn Problem und die Herausforderung waren Chantal hatte Vokalisen in Falset (Kopfstimme) zu bewältigen. Etwas, das ich bis dahin noch nicht ausprobiert hatte. Es war eine schwere Geburt, aber schlussendlich hatte wir alle viel Spaß und ich war zufrieden. Wenn mich allerdings heute jemand nach einer Chantal fragt, fällt mir nur Dion Davis ein – der ist unglaublich!

Meinen nächsten Vertrag bekam ich am Theater des Westens in Berlin. Meine erste Audition mit Nummer auf der Brust. Es waren so viele Leute da … fürchterlich! Aber ich bekam den Zuspruch, war unglaublich stolz und somit bei der deutschsprachigen Erstauffühung von Follies dabei. Follies (Theater des Westens) mit Brigitte MiraAls am TdW nun die Nachfolgeproduktionen Sweet Charity feststand, bekam ich, wie fast alle, ein Angebot zu verlängern. Ich war dankbar für das Vertrauen von Helmut Baumann und Jürg Burth. Doch machte ich meine Unterschrift davon abhängig, ob ich eine Möglichkeit zur künstlerischen Weiterentwicklung in Richtung Sololaufbahn an diesem Haus hätte. Schließlich hatte ich das Ballettensemble nicht verlassen um nun im Musicalensemble ein ähnliches Dasein zu fristen. Man konnte mir nichts versprechen und so sagte ich ab und nahm ein Angebot des Stadttheaters Zwickau an, den Arab in der West Side Story zu übernehmen. Diese Entscheidung stellte sich als ein Glücksfall heraus. Denn Zwickau erwies sich für mich als Sprungbrett in Vielerlei. Durch diese kleine Rolle, unterstützt von den Kollegen des Schauspiels, lernte ich, was es heißt, mit Sprache umzugehen und, für Tänzer sehr schwierig, auch mal zu schreien und zu brüllen (man, hat das Spaß gemacht).

Da ich bei dieser Arbeit gemeinsam mit einem Kollegen den Choreographen erfolgreich unterstützte, wurde ich vom Intendanten Horst-Dieter Brandt gefragt, ob ich mir auch eine eigene choreographische Arbeit zutrauen würde. Ich sagte ja und wurde der Choreograph der nächsten Musicalproduktion Cabaret unter der Regie von Hartmuth H. Forche (mein Gott, hätte ich das Stück gekannt, hätte ich wohl nicht so bedenkenlos zugesagt). Das Ergebnis dieser Arbeit gefiel dann offenbar derart, dass mich der Regisseur noch im selben Jahr in gleicher Position nach Coburg holte, um mit ihm dort die deutsche Erstaufführung von Funny Girl herauszubringen. Direkt nach der Premiere musste ich mich auch schon wieder aufmachen, um in Ingolstadt in die Proben von Sugar – manche mögens heiß zu springen. Dort wartete man immerhin schon seit drei Wochen auf mich. So absolvierte ich dann also die Endproben und mischte ein wenig im Musicalensemble dieser Produktion mit.

Rocky Horror Show (Belle Etage in München)Parallel dazu bekam ich die Möglichkeit im kleinen, privaten Belle Etage Theater in München meine erste Rocky Horror Show zu machen. Ein Freund, Werner Bauer, der Riff Raff dieser Produktion, kam und meinte, dass sie noch einen Brad Mayors brauchten. Ich stellte mich der Truppe um Anuschka Dornet vor und bekam den Job. Das erste mal musste ich nun also auf der Bühne überzeugen, ohne die Disziplin, die ich am fundamentalsten gelernt hatte – das Tanzen. Das war natürlich wahnsinnig aufregend. Ich hatte ’nur‘ meine Darstellung und den Gesang. Dazu bretterte uns eine fünfköpfige Liveband zu, so dass ich weder meine noch die Stimmen der Kollegen hören konnte. Naja, und dann benutzte ich das erste Mal in meinem Leben ein Handmikro. Als ich aber die ersten Schocks überwunden hatte, gab es viel Spaß und mit zusätzlichen Galaauftritten noch mehr Chancen, mich auszuprobieren und zu trainieren.

Linie 1 (Zwickau) als Michael JacksonDann ging es wieder zurück nach Zwickau. Dieses Mal stand Linie 1 auf dem Programm. Ich war als Choreograph verpflichtet, doch bei den ersten Gesprächen mit dem Regisseur kam heraus, dass er in der Show gern einen Auftritt von Michael Jackson, alias Johnny, hätte. Doch wer sollte das tanzen und singen? So kam ich zu meinem ersten großen Gesangssolo: ‚Beat It‘ live; und nebenbei verziert mit Originalchoreographien aus verschiedenen Videos des Meisters. Nach diesen glorreichen Jahren in mittlerweile ‚meinem‘ Theater kam der erste Sturzflug. Jesus Christ Superstar hieß die nächste Produktion – mein Traumstück damals wie heute, und ich sollte nicht mitmachen. Obwohl es Gespräche gab mit dem Intendanten, in denen ich ihm das Stück und meinen Enthusiasmus näher brachte, gab es wohl eine Absprache mit dem Regisseur (H. Forche) über eine Wunschbesetzung von ihm, in der ich nicht vorkam. Kein Problem, hätte man mich fairer Weise informiert und nicht hingehalten. Als ich es dann heraus bekam, zog ich mich zurück und machte meine dritte West Side Story. Diesmal als Snowboy in Ettlingen.

La Cage Aux Folles (Stadttheater Augsburg)Das nächste Stück hieß dann auch wieder einmal La Cage Aux Folles und bedeutete für mich Rückkehr ans Stadttheater Augsburg. Diesmal jedoch unter einen neuen Intendanz und nicht mehr als Tänzer im Ballett. Denn diese Zeit war vorbei. Unter der Regie von Peter Baumgart spielte, tanzte und sang ich Hanna aus Hamburg in einer wunderbaren Produktion.

Dann kam 1994 ein weiterer Schritt vorwärts. Eine große Produktion, in der ich mich als Choreograph vorstellte, wollte mich als Tänzer / Darsteller. Es ging um Die Buddy Holly Story in Hamburg und da man mir die zweite Besetzung einer tragenden Schauspielrolle anbot nahm ich gern an. So hatte ich als Swing zur deutschen Erstaufführung alle Positionen der Tänzer, den Tenorpart der Backing Vocals, verschiedene kleine Rollen und eben den Hipockets Duncan drauf. Leider war die Produktion zu Beginn nicht das, was sie nach fünf Jahren dann war – stimmig / gut inszeniert und choreographiert. Vor allem war sie anfangs ein organisatorisches Chaos. Ich versuchte mit Ideen dem ein wenig abzuhelfen, doch als sich nichts änderte und ich ein Angebot als zweiter Danny und Swing für alle männlichen Rollen der Basler Grease-Produktion unter Stefan Huber (R.) sowie Riccarda Ludigkeit (Ch.) bekam, ging ich in die Schweiz. Eine tolle Arbeit und eine super Chance für mich. Viel Spaß und Professionalität in allen Bereichen.

Rocky Horror Show (Zwickau) als Frank N. FurterAls sich diese Zeit dem Ende zuneigte erfuhr ich über die ZBF (Arbeitsamt für Künstler), dass ‚mein‘ Theater Zwickau einen Frank N. Furter für die Horror Show suchte. Nach vergangenen kleineren solistischen Auftritten und zweiten Besetzungen war das genau das, was ich mir zu diesem Zeitpunkt wünschte und zutraute. Eine Chance auszuprobieren, ob es noch weiter geht. Ich vergaß also Bedenken aus alter Zeit, rief an und hatte die Rolle nebst Teile der Choreographie in der Tasche. Unter der Regie von Thomas Wünsch entstand eine Arbeit, die für mich zur spannendsten Interpretation der Horror Show überhaupt wurde. Stimmig, heutig, bizarr – ein Stück großes Theater aus einem Guss. Und siehe da, meine Fazet-Stimme wurde wieder benötigt. Klaus Nomi’s Cold Song sollte die Sterbearie des Frank werden – skurril und nicht von dieser Welt. Es war schon komisch in einem Theater, das einen als Choreograph und Ensemble mit Solo kennt, plötzlich als Hauptdarsteller dazustehen. Ich spürte natürlich die Verwunderung / die Erwartung. Aber das war nicht schlimm, denn es wollte jeder nur, dass ich es schaffte. Und so war es kein (großes) Problem, alle kleinen Teufel des Zweifels in meinem Kopf zum Schweigen zu bringen und so gut zu sein, wie es mir eben möglich war.

Spannenderweise kam in dieser Zeit vom Theater Augsburg die Anfrage, den Riff Raff bei ihnen zu übernehmen und so entwickelte ich mich so langsam zum Rocky Horror Spezialisten. Nachdem nun also eine Zeit lang Theater gleich Rocky Horror bedeutete, kam die Bitte eines befreundeten Regisseurs grad recht, die Choreographie bei der szenischen Gestaltung eines Oratoriums in einer Lüneburger Kirche zu übernehmen. Ich hörte mir also die Musik von König David (Honegger) an und sagte zu. Eine neue spannend schöne Aufgabe, Solisten so wie Chor aus Tanz, Gesang und Schauspiel unter klassischer Musik auf einen ausdrucksstarken Nenner zu bringen.

Elisabeth (Wien) als Der Tod mit Virgeni KoopDann kam es erneut zu einem Höhepunkt in meinem Bestreben Schritt für Schritt vorwärts zu gelangen. Nach verschiedenen Vorsingen für die Wiener Produktion von Elisabeth bekam ich einen Ensemblevertrag plus zweite Besetzung Der Tod. Ein Traum wurde war, der allerdings schnell zu so etwas wie einem Albtraum wurde. Es ist leider an diesen Ensuite-Theatern üblich, die erste Besetzung super einzustudieren, manchmal noch die zweite, aber wie die dritte Position zu Einstudierung und Routine kommt … who cares. So war Wien eine schwere Zeit. Schlussendlich aber, da ich nie locker lasse, erfolgreich. Etwas, das man schnell lernen sollte: zweite Besetzung / Cover sind dazu da zu funktionieren. Ich brauche dazu aber, und ich denke ich stehe damit nicht allein, das Gefühl, dass die Produktion hinter mir steht und an mich glaubt. Diesbezüglich ist man aber meist verloren und befindet sich im Kampf mit den Windmühlen. Wo das anders ist, merkt man das dann auch im Zuschauersessel.

Was diese Erkenntnisse betrifft und künstlerisch gereift schlug ich ein Anschlußengagement unter gleichen Bedingungen bei Elisabeth aus, ging zurück nach München, meiner nach wie vor Wahlheimat, und machte erstmal wieder Theater pur – NO SEXNO SEX (München)Ein vier Personen Stück im kleinen Theater 44 in München Schwabing. Nach Rocky und Grease die dritte Produktion mit Werner Bauer, für mich ein Hauptgrund dort mitzumachen. Diese Komödie und die Besetzung der Charaktere war offenbar so gut, dass wir ab und an die Vorstellung aufgrund von Lachkrämpfen, die uns durchschüttelten, unterbrechen mussten. Als wir diesen Brüller abgespielt hatten, sprang ich noch für einen Kollegen als Riff Raff bei den Tecklenburger Freilichtfestspielen ein und lernte so Nico Rabenalt als Regisseur kennen und schätzen. Danach, wir befinden uns nach wie vor im Jahr 1997, ging ich mit Linie 1 auf Tournee. Eigentlich wollte man mich im Vorfeld am Telefon nur fragen, ob ich nicht jemanden für den Bambi wüsste. Der Regisseur war dann aber so interessiert, dass er mich treffen wollte und mich dann zu diesem Job überredete. Ich war gerade in Berlin als Trauzeuge guter Freunde und in diese Produktion einzusteigen bedeutete für mich eine große Hektik, zumal es noch einen Vorsingtermin für Hair in Magdeburg gab. Es half alles nichts. Ich fuhr von Berlin zum Vorsingen und dann weiter nach Bad Oyenhausen, wo ich zu den Proben dazu stieß. Klamotten konnte ich mir erst viel später aus München holen. Aber es hat sich gelohnt. Die Produktion und Kollegen waren toll. Die Organisation von Grabowski war unglaublich schlecht (an jeden Kollegen: Hände weg). Aber ich genoss es unterwegs zu sein. Genoss es allerdings weniger vor halb leeren Hallen zu spielen (wenn überhaupt).

Immerhin, Hair in Magdeburg hatte geklappt. Man bot mir den Claude an, und nachdem ich einen Ersatz für die letzte Woche Tournee einstudiert hatte, konnten die Proben dazu beginnen. Wieder ein Highlight. Ich dachte immer, ich wäre Burger. Doch Regisseur Craig Simmons belehrte mich eines besseren. Claude war die zu dieser Zeit absolut richtige Rolle für mich. Hair - 1998Es wurde ein toller Theaterabend, wie es der Intendant zur Premierenfeier ganz richtig bemerkte. Leider hielt ihn das nicht davon ab, dieses Stück nicht zu bewerben. Als es aber trotzdem lief (eine Stunde nach Vorverkaufsbeginn ausverkauft) spielten wir nur zweimal pro Monat. Davon wurden auch noch Vorstellungen abgesagt – aus unerfindlichen Gründen. Man ließ diese Produktion einfach ausplätschern.

Nach dem jungen, dynamischen Claude auf der Suche nach seiner Identität wendete ich meine künstlerische Aufmerksamkeit wieder mal Transsilvanien zu. Doch dieses Mal ging es allerdings mal nicht um Rocky, sondern ich wurde zur zweiten Besetzung von Uwe Ochsenknecht, in der Art Concerts Produktion des Musicals Dracula. Das es weder ein Musical noch ein vertretbares Buch oder eine homogene Komposition geben würde, wusste damals noch keiner. Dieser Versuch eines Fantasy-Musicals scheiterte kläglich. Rocky Horror TecklenburgSchade um das Bühnenbild von Günter Schneider-Siemsen, die Kostüme und die Künstler, die alle ein besseres Stück verdient hätten. Da ich aber parallel dazu in Stralsund mal wieder einen Frank N. Furter gab, tangierte mich dieser Reinfall nicht allzu sehr. ärgerlich war nur die Tatsache, dass mit einem tollen Thema und wieder einmal mit dem Begriff Musical Schindluder getrieben wurde.

Nun hielt das Schicksal aber einen absoluten Leckerbissen für mich bereit. Noch als ich in Berlin lebte, vielen mir die Noten zu einem Musical in die Hände: Jekyll&Hyde. Das Thema interessierte mich zwar sehr, da ich aber grade nicht all zu viel Kohle hatte kaufte ich sie nicht. Jahre später, ich war einige Tage in London, passierte mir das gleiche mit der CD, die ich nun aber mitnahm. Ich hörte sie mir an und hatte ein neues Lieblingsstück.Dann kam irgendwann die Gesamtaufnahme mit Anthony Warlow heraus und Jekyll&Hyde mutierte zum absoluten Traum eines jeden Sängerdarstellers. Schon zu Tecklenburger Zeiten studierten wir Stücke daraus ein, aus Spaß, um das Repertoire zu erweitern. Und dann kam der Moment: Jekyll&Hyde sollte in Bremen seine deutsche Erstauffühung haben. Die Verantwortlichen kannte ich von Buddy. Nun hieß es sie von meinen gesanglichen Entwicklungen zu überzeugen, denn ich wollte den Jekyll spielen. Mein Traum wurde war. Am 18. Januar 2000 mit der Unterstützung von Kenneth Posey als mein Vocal Coach wurde ich der erste deutsche Darsteller, der diese wunderbare Rolle spielen durfte. Bis zum 30. Juni 2001, als die Produktion dann nach Wien vergeben wurde, habe ich in über 100 Vorstellungen Leidenschaft, Freuden und Ängste eines äußerst zwiegespaltenen Menschen dem Publikum nahe bringen dürfen. Zum Schluss gar an die sechs mal pro Woche. Durchhalten hatte ich wieder einmal bewiesen.

Nun musste man sich ja, da Jekyll & Hyde in den Endzügen lag, wieder auf dem Markt nach neuen Möglichkeiten, neuen Herausforderungen umschauen. Die fand ich in meiner nächsten Audition. Eine Agentur fragte mich, ob es mich interessieren würde, einmal in einer Revue als Sänger mitzuwirken. Na klar sagte ich, und stand auf der größten Bühne, die ich mir vorstellen konnte, mit dem Mikro in der Hand. Es klappte. Zusammen mit Isabel Dörfler und Karim Khawatmi stellte ich nun die Sängerriegeï der neuen Revue Wunderbar – Die 2002. Nacht. Das, was ich mir damals in München vorgenommen hatte, war nun Wirklichkeit geworden : Ich hatte nun meine erste „First Cast“. In knapp 4oo Vorstellungen nicht nur als „Erste“, sondern auch als einzige Besetzung schloss ich das Kapitel Revue auch erst mal wieder. Es hat zwar irre Spaß gemacht, was nicht zuletzt an meinen Kollegen lag, doch wollte ich nun wahnsinnig gern wieder etwas spielen.

Shockheaded Peter (St. Gallen) - 2003

Eine Rolle erarbeiten, eine Geschichte erzählen.

Das erzählte ich einer guten Bekannten von mir, die eine eigene Agentur unterhält, und die schickte mich prompt nach St. Gallen zum Vorsingen und Vorsprechen. Sie sagte: „Ich habe hier ein Rollenprofil bekommen, und das bist DU“ Tja- sie hatte recht. Ich kam “ sang “ und siegte. Shockheaded Peter hieß das Stück, und ich hatte keine Ahnung, was man (die wunderbare Regisseurin Anja Horst) von mir wollte. Es wurde eine sagenhafte Produktion voller Poesie in den Bildern, aber auch mit dem nötigen Biss. Für mich war es nach der Arbeit in einer Tanz.- und Artisten Revue unglaublich gesund ausschließlich mit Kollegen des Schauspiels zu arbeiten und wie die sich in die Choreographierten, musikalischen Nummern geschmissen haben- alle Achtung.

Dracula (Basel) - 2004

Nachdem mich die deutsche Musicalszene nach diversen Vorsingen für Tanz der Vampire, König der Löwen etc. etc. weiterhin zu ignorieren schien, bekam ich die nächste spannende Aufgabe auch wieder in der Schweiz. Dracula : Hieß der Stoff, aus dem schon die Träume meiner Jugend gemacht wurden. Schon als Kind hatte ich mir den roten Vorhang des Geräteschuppens in unserem Garten geklaut, ihn mir umgebunden, mir die gar fürchterlichen Vampirzähne auf die Unterlippe gemalt, und bin Freunde beißen gegangen. Nun durfte ich professionell Beißen. Neben Ethan Freeman wurde ich zum Alternativ- Grafen bestellt, und trieb auf der Bühne des Musicaltheaters Messe/Basel mein untotes Unwesen. Leider war der finanzielle Atem des Produzenten Walter Hitz nicht allzu lang, und da die ersten Sonnenstrahlen die Baseler eher in die Biergärten denn in’s Theater zog, machten wir nach ganzen zwei Wochen die Pforten wieder dicht. Schade- war ich doch grad erst auf den blutigen Geschmack gekommen, und der Graf von Krolock scheint ja nach wie vor abonniert zu sein …

Nun bin ich vor wenigen Wochen von Freunden auf eine alte Leidenschaft von mir wieder hingewiesen worden. Das Kabarett- oder zumindest die kabarettartige Konzipierung einer Soloshow, wo ich außer dem Publikum keine Juri brauche, um mich durchsetzen zu können … So erarbeite ich also gerade ein spannendes, musikalisches, gefühlvolles und kritisches Soloprogramm mit Hans Georg Wilhelm, der für die Arrangements verantwortlich zeichnet, und mich dann auch am Klavier begleiten wird. Arbeitstitel : Die liebe Wahrheit – oder in Wahrheit Liebe.

Nachdem ich also vorzeitig meine Sachen (nebst drei „Tempelkatzen aus Ägypten“) wieder gepackt hatte und nach Berlin zurück bin, begann das leidige „Klinken-Putzen“, sprich Vorsingen wieder. Spannende Dinge taten sich auf, doch zwei Angebote nur, setzten sich durch. Und so verhandelten wir mal wieder mit „bekanntem, niederländischem Musical-Mogul“ um ein Engagement in der Stuttgarter ELISABETH Produktion. Lustigerweise musste ich nachdrücklich darauf hinweisen, dass ich ja in der Original-Produktion in Wien den TOD gesungen habe, und mich diese Rolle auch nach wie vor interessiert- sah man mich diesmal doch eher (und ausschließlich?!) als Lucheni.

Nun ja – Zeitgleich kam das Angebot von AirSeaHolidays für ein Engagement als Gesangs Solist ins Show Ensemble der AIDA Clubschiffe. Nun – mir lag sehr viel daran, endlich mal für „Mr.Musical Mogul“ zu arbeiten, doch das „Feilschen“ um ein veritables Angebot wurde mir irgendwann zu dumm. Bot man mir doch einen Vertrag zu eindeutig schlechteren Konditionen als ich sie 10 Jahre zuvor in Wien hatte. Und das beinhaltete „Lückenbüßer“, wenn es wieder mal brennt, ohne Garantie auf gespielte Vorstellungen … Entschuldigung??

Ich mache meinen Job nicht NUR zum Geldverdienen … Das zumindest, bin ich meinem Publikum schuldig. Also hieß meine Entscheidung (selbstverständlich) – „Weltmeere: ich komme“. So stieg ich also am 19. März 2005 auf die AIDAblu auf, die im Hafen von Teneriffa auf uns wartete. Die „Lady“ war der größte Dampfer in der AIDA-Flotte, und ich war natürlich sehr gespannt, wie mir Kommendes gefallen würde.

Auftakt zu White Night Partys bis in die Morgenstunden auf der AIDAblu

Auf die Shows waren wir in Hamburg vorbereitet worden, und ich hatte das Glück, zwei hervorragende Solisten-Kolleginnen an die Seite bekommen zu haben. Zwei wunderbare Mädels und Künstlerinnen. Die erste Route hieß – Kanaren, mit Madeira. Wir hatten Shows im Bord-Theater, Pool-Spots an Deck zum Brunch und „Glamorous Nights“ auf dem Pool Deck als Auftakt zu White Night Partys bis in die Morgenstunden.

St.Petersburg (2004)

Dazu kamen dann die Soloabende der Solisten. Ich entschied mich meinen einstündigen „Streifzug durch die Welt des Musicals“ im ATRIUM und nicht in einer der Bars zu geben. Es war wunderbar…

Dann gings auf die Transeuropa-Tour nach Hamburch, und danach in die Ostsee. Oslo, Kopenhagen etc. Das erste Touring ging bis zu 28. Mai. Danach gab es Vorbereitungen auf die zweite Etappe, die dann am 3. August 2005 in Warnemünde begann. Diesmal bestiegen wir das Mutterschiff – die AIDAcara und es ging wieder in die Ostsee. Doch diesmal bis nach St.Petersburg, und danach ins Mittelmeer.

80.ger Party auf der AIDAblu

Für die kommenden Monate hatten wir neben den bereits gespielten, auch einige für uns neue Shows einstudiert, die stilistisch von Rock/Pop, über 20-er Jahre, zu Musical führten. Selbst Schlager war angesagt. Streckenweise waren wir gefordert, an einem Nachmittag ein Ersatzprogramm für ausgefallene Acts zu erstellen, wo „meine Mädels“ und ich dann immer in erster Linie mitmischten.

Ach ja – dann gabs ja noch die Mottoabende in der Disco – 70-er, 80-er Party, Scary Nights, Studio 54. Da wurden wir von den Kollegen dann immer gebeten, etwas „live“ beizusteuern. Mein „Frank’N’Furter“ war bei den 70-er Partys gefürchtet…

Mein "Frank `N Furter" war bei den 70.ger Partys gefürchtet

Am 3. Oktober war diese ereignisreiche Zeit dann auch erst mal vorbei. Als nächstes kam dann eine lustige Sache. In Coburg suchte man einen „Don Lockwood“, welches die „Gene Kelly-Rolle“ im Musical SINGING IN THE RAINist. Selbstverständlich suchte man einen „Stepptänzer“. Nun, ich bin alles andere als ein Stepptänzer. Na gut, auch das hab ich mal gelernt, aber zu meinen „Stärken“ gehörte der Tap-Dance sicher nicht.

Noch nicht…

Ich sang vor, lieferte meinen Sprechtext ab und „klapperte“ ein wenig zu selbsterdachter Steppchoreographie. Nun – da zeigt sich mal wieder – „Klappern“ gehört zum Handwerk – Ich bekam den Job, und es wurde wieder einmal eine unglaubliche Herausforderung für mich, der ich mich mit streckenweise 12 stündiger Probenanforderung (am Abend fielen mir schier die Füße ab) stellte. Am Ende, sprich zur Premiere am 29. April 2006 „flog“ ich dafür dann mit meinem Partner „Cosmo“ aber in den Originalchoreos von Herrn Kelly über Schreibtische und Sofas.

Musical "SINGING IN THE RAIN"

Es war ein Wunder für mich, doch hatten wir auch einen wunderbaren Tap-Coach (Albert), sowie ein wunderbares Team – von der Regie, zu den Kollegen-Darstellern. Und für mich wars mal wieder ein Beweis, dass es KEINE SCHUBLADE für mich gibt.!!!

???

Tja- und dann erfüllte sich mal wieder ein Traum für mich. Seit langem schon versuchte ich mir einen „Jesus“ oder in letzter Zeit auch einen „Judas“ in der Rockoper JESUS CHRIST SUPERSTAR zu ergattern. Nun sollte es endlich so weit sein.

Ich hatte ein Vorsingen in Augsburg (man könnte fast sagen, in meiner alten Heimat). Doch nun wieder unter einer anderen Intendanz. Und „Herr Intendant Peters“ gab hier auch den Regisseur, den ich zu überzeugen hatte. Es ging um jeweils eine Alternativbesetzung für jede der beiden Hauptrollen. Ich sang sowohl für den einen, als auch für den anderen vor und – bekam das Angebot, BEIDE zu übernehmen. Wie wunderbar, so musste ich mich nicht entscheiden, welchen Part ich lieber machen würde …

Premiere war für mich als Jesus am 25. Juni 06 und als Judas am 30. Juni

Jesus in 'Jesus Christ Superstar' Judas in 'Jesus Christ Superstar'

Das Ganze hatte dann in der Praxis ein wenig von Jekyll & Hyde. Zumal, als wir dann spielten, es ein Wochenende gab, an dem ich „DON LOCKWOOD“ in Coburg, dann „JESUS“ und am darauffolgenden Tag „JUDAS“ verkörperte…

Nun ja – ich hab ja nen guten Psychiater…

Nach einem privat-entsetzlichem August, begann ich im September dann mit den Proben zu KISS ME KATE in Neustrelitz. Dieser Vertrag war jetzt nicht genau das, was jetzt kommen musste… denn ich hatte mich eigentlich für Albin/Zaza in LA CAGE AUX FOLLES beworben. Nachdem man aber in Neustrelitz die Pläne änderte, mir den BILL CALHOUN anbot, und ich dieses Musical eh noch nie gemacht hatte, sagte ich zu.

Es war eine hübsche kleine Rolle, die aber leider nicht wirklich ausgeschöpft wurde. Vom Regisseur schon, aber von der Choreographie… da bekommen die „Herrschaften“ mal einen ehemaligen „Tänzer“ an die Hand, und dann lassen sie ihn mit den Kollegen von der Oper und vom Chor mit“moven“… Verschenkte Liebesmüh.

Aber ich machte mir eine wunderbare Zeit mit meinen wunderbaren Kollegen. Und immerhin- es war mal ne Produktion, Premiere war am 21. Oktober 2006, die ich einfach (noch nicht mal) mit links machte. Kam mir auch ganz gelegen – meine Gedanken kreisten eh ausschließlich um private Dinge.

Nach Neustrelitz hatte ich dann auch endlich, am 3. November 06 meinen ersten FERNSEHDREH. In JULIA-WEGE ZUM GLÜCK, spielte ich einen Polizisten, in einer Folge. Ich wollte das endlich auch mal ausprobieren, und es machte mir wirklich Spaß. Ein völlig anderes Arbeiten, aber mindestens ebenso spannend, wie die Arbeit auf der Bühne.

Dann kam ein weiterer Glücksfall: So hatte ich nämlich ein Vorsingen in Nordhausen. Dort suchte man noch einen Darsteller für die Rolle des „ARBITER/SCHIEDSRICHTER“ in dem Musical CHESS. Schade, dachte ich, denn der Russe oder der Amerikaner wären natürlich spannender- dachte ich…

???

Ich bekam den Zuspruch, und lernte die Rolle kennen. OK – im Original ist es eher eine kleine Rolle. Was aber die Regisseurin Iris Limbart sich vorstellte, besonders, nachdem wir uns auf den Proben kennenlernten, war das, was in Neustrelitz versäumt wurde. Wir „überraschten“ das Publikum mit einem Darsteller, der seine Songs (One Night In Bangkok bekam ich noch dazu) schmetterte, und dabei mit dem Ballett im Schlepptau, a la Michael Jackson die Bühne aufmischte.

Ansonsten war „unser“ Schiedsrichter ein Puppetmaster, der die Fäden des Geschehens nie aus den Händen gab … Es war ein Traum, mit diesem Team, Regie und Musikalische Leitung (J. Olefirowich) Ein Stück zu erarbeiten, das ich schon als Jugendlicher geliebt hatte.

???

DANKE

Premiere war am 2. Februar 2007.

Parallel zu CHESS bekam ich dann in REGENSBURG die Möglichkeit, den JESUS, in JESUS CHRIST auch mal in deutscher Sprache auf die Bühne zu bringen. Einspringer in neuer Sprache… Aber – da ich an dieser Rolle ja schon länger „hing“, war DAS kein Problem für mich. Ganz im Gegenteil. Es war eine tolle Erfahrung.

Na ja – und im letzten Sommer (07), der diesmal leider ziemlich verregnet war, hieß es auf der Augsburger Freilichtbühne dann noch mal JESUS CHRIST SUPERSTAR in der Solisten- Besetzung des Vorjahres. (für mich diesmal aber ohne „Don Lockwood“ …)