Das amerikanische Rockmusical „Hair“ hat heute im Theater der Landeshauptstadt Premier
Zitat aus der Zeitung Volksstimme (10.01.98) von Dr. Herbert Henning
Altstadt. „Hair“ ist das wohl amerikanischste aller Musicals und 30 Jahre nach seiner New Yorker Uraufführung weltweit immer noch ein Publikums-Hit. Der amerikanische Musical-Spezialist Craig Simmons inszeniert am Theater der Landeshauptstadt mit einem jungen Ensemble die Love-Rock-Musical Legende, die am heutigen Sonnabend Premiere hat.
Die Songs „Aquarius“ und „Let The Sunshine1′ gingen als Hits um die Welt, machten das amerikanische Rock-Musical „Hair“ von Galt McDermot, Gerome Raget und James Rado zum „Kult“ Zum ersten Mal in der damals noch jungen Geschichte des Musicals standen Ende der 60er Jahre Jugendliche von der Straße mit ihren Problemen, Sorgen, Träumen und Hoffnungen auf der Bühne. Das Lebensgefühl der Hippi-Generation wurde in hinreißende Musik und Tanz gefaßt.
Eine ganze Generation schrie ihren friedlichen, musikalischen Protest hinaus in die Welt. „Hair“ preist in Szenen und Songs Toleranz, Gewaltlosigkeit und Verweigerung als „Flucht aus der Realität“.
Auch wenn von der damaligen Zeit außer Love-Parade, New Age und Plateauschuhen wenig übrig geblieben ist: Für den amerikanischen Regisseur und Choreographen Craig Simmons ist dieses Musical vor allem deshalb interessant, weil es gegen alle Seh-und Hörgewohnheiten „verstößt“. „Unbeschwerte Lebenslust, viel Ironie und auch deprimierende Trauer, das Leben wie eine große Party und der doch sehr traurige, nachdenkliche Schluß- alles das in Musik und Tanz zum Ausdruck zu bringen reizt mich“, sagte auf einer Bühnen-Orchesterprobe der Regisseur.
Akteure aus ganz Deutschland
Er hat für diese Musicalproduktion ein, wie er sagt, „optimales Ensemble“ aus Musicaldarstellern aus ganz Deutschland, aus Mitgliedern des hiesigen Schauspielensembles, des Opernchores und aus Studierenden des Instituts für Musik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gefunden.
Schon diese musikalische Probe erweckte große Erwartungen. Jan Michael Horstmann probiert mit dem bunt zusammen gewürfelten „Haufen“ auf der jetzt noch fast dekorationslosen Bühne den wohl berühmtesten Song “ Let The Sunshine“. Wie von selbst entsteht aus den scheinbar beziehunglos herumsitzenden Jugendlichen eine mitreißende Bewegungschoreographie. Der junge Dirigent, der zum ersten Mal ein Musical mit einer Big-Band einstudiert und selbst (!) am Keyboard spielen wird, unterbricht immer wieder. Er äußert sehr präzise seine musikalischen Vorstellungen, nimmt auch Vorschläge seiner Musicaldarsteller zur Kenntnis. Er vertraut auf Christian Venzke, Frank Tima, Frank Jordan und Barbara Johnson, die als musicalerfahrene Gäste ihre Intentionen und Vorstellungen mit einbringen.
Beim Soundcheck der Band zeigt sich, mit wieviel musikalischem Gespür sich Jan Michael Horstmann in diesem für ihn bisher unbekannten Metier bewegt. „Ich bin von dieser Arbeit ganz begeistert und hätte nie gedacht, daß mir die Arbeit an einem Rock-Musical soviel Spaß macht und man soviel von sich selbst einbringen kann“, sagt Horstmann.
Craig Simmons und er loben besonders das Engagement und die musikalische und künstlerische Reife der mitwirkenden Studentinnen und Studenten. Auch Christian Venzke, Musical-Darsteller aus München in der Rolle des Claude, der in den Vietnamkrieg ziehen soll, bestätigt das: „Die Motivation ist sehr groß, und die Zusammenarbeit ist Klasse. Man kommt gut zusammen und profitiert voneinander.“.
Das meinen auch Stefan Ehrecke, Sabine Mühtz und Silke Schön, Studienten des 5. und 3. Studienjahres. Für sie ist die Mitwirkung in „Hair“ eine Art Praktikum und Bestandteil ihres Studiums. Sie sehen hier die Möglichkeit, sich singend, tanzend und schauspielernd völlig „auslassen“ zu können. „Für uns ist die Story zwar Geschichte, aber es gibt durchaus auch Parallelen zur Gegenwart und das macht auch für uns die Arbeit so interessant“, meint Stefan. Alle bekräftigen noch einmal die tolle Zusammenarbeit mit den professionellen Musicaldarstellem und dem Regisseur Craig Simmons.
Der hat sich bei dieser Probe sehr im Hintergrund gehalten. Er vertraut auch ein wenig auf die Inspiration und auf die Kreativität seines Ensembles, dem die temperamentvolle Musik scheinbar schon im „Blut“ liegt. „Let The Sunshine“, der optimistische Schlußsong, wird sicher nicht nur zu heutigen Premiere das Publikum zum Mitklatschen animieren.