Als Jekyll auf der Musical-Bühne

OZ sprach mit dem Sänger, Tänzer und Schauspieler Christian Venzke
Zitat aus der Ostsee-Zeitung (07./18.07.99)

Richard 0 Brien’s Musical „The Rocky Horror Show“ soll auch in der neuen Spielzeit am Theater für volle Säle sorgen. OZ telefonierte mit dem Darsteller des Frank N. Furter, Christian Venzke.

OSTSEE-ZEITUNG: Sie mußten gerade eine Bandscheibenoperation über sich ergehen lassen. Mit dem Rücken ist nicht zu spaßen. Wie geht es Ihnen?

Christian Venzke: Der erste Tag nach der OP war noch ganz schön matschig. Aber inzwischen kann ich schon Spazierengehen. Bis um Ende des Monats werde ich noch krankgeschrieben sein.

OZ: Das Problem plagt sie schon länger?

Venzke: Über ein Jahr. Ich habe schon die letzten Rocky-Vorstellungen nur noch mit Medikamenten überstanden. Die Operation war dringend notwendig, zumal ich außerdem seit Februar in Bremen in drei kleineren Rollen im Musical „Jekyll & Hyde“ auf der Bühne stehe. Ab August wartet die Hauptrolle in diesem Stück auf mich. Sobald es geht, beginne ich wieder mit den Proben.

OZ: Mit Dr. Henry Jekyll spielen Sie einen jungen Arzt, der herumexperimentiert, um das Gute im Menschen vom Bösen zu trennen, um die Menschheit von allen Übeln zu erlösen. Als er das Elexier ausprobiert, verwandelt er sich in seinen unberechenbaren Widerpart Edward Hyde. Die dunklen Mächte sind freigesetzt.

Venzke: Jekyll ist meine bisher interessanteste und größte Rolle. Sie ist ebenso extrem wie umfangreich. Die Gratwanderung zwischen den Abgründen verlangt die volle Darstellungskraft. Und es ist einfach eine tolle Show.

OZ: Sie haben einen Vertrag bis März 2000 in der Tasche. Werden Sie trotzdem noch den Frank N. Furter in Stralsunder spielen?

Venzke: Das wird sehr schwierig, und ich muß es auch von meinem Rücken abhängig machen. Drei Vorstellungen sind im Herbst fest geplant. Aber ob ich ab Januar weitermache – dahinter steht ein großes Fragezeichen.

OZ: Was führte Sie zur Bühne?

Venzke: Zum Theater kam ich über eine private klassische Ballettausbildung in Berlin. Parallel nahm ich Gesangsunterricht. München, Innsbruck, Zwickau hießen meine ersten Stationen.

OZ: Wollten Sie nie etwas anderes werden?

Venzke: Doch, Technischer Zeichner oder Grafikdesigner und am liebsten Diamantschleifer. Aber da hat man mich nicht genommen.

OZ: Sind Sie auf „Rocky“ abonniert?

Venzke: Der Eindruck mag entstehen. Schließlich habe ich in verschiedenen Inszenierungen in Zwickau, Augsburg, Tecklenburg, München und Stralsund mitgewirkt – ob als Rocky, Brad, Riff Raff oder als Frank N Furter. Irgendwann ist das genug. Da muß dann mal was Neues kommen. Es gibt noch so viele andere Stücke, wo ich mich gerne ausprobieren mochte.

OZ: Welche Blumen lieben Sie?

Venzke: Weiße Lilien, rote Rosen und Sonnenblumen.

OZ: Können Sie gut kochen?

Venzke: Ich denke schon. Leckeren Auflauf zum Beispiel. Noch lieber backe ich – auch Sahne- oder Hochzeitstorten. Das empfinde ich bei meinem Job, der sehr aktiv und laut ist. sehr entspannend.

OZ: Sind Sie noch zu haben?

Venzke: Ich lebe seit einem Jahr mit meinem Freund in Bremen.

OZ: Was ist in Ihrem Beruf am wichtigsten?

Venzke: Durchhalten. Die Leute, die auf der Bühne stehen, haben viel mitzuteilen. Unser Beruf ist sehr emotional. Man muß sich auf die Leute verlassen können und hat zugleich eine große Verantwortung für sich und seine Rolle.

OZ: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Venzke: Da fragen Sie lieber die anderen. Ich bin tolerant und fordere das auch für mich ein. Ich bin bewußt einfühlsam, aktiv im Beruf und privat. Wandlungsfreudig. Eine meiner Schwächen ist sicher meine Ungeduld. Aber man wird schließlich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, so wie jetzt mit meiner Krankheit.

OZ: Sie lieben die Bühne. Was wäre, wenn ein Filmangebot kommt?

Venzke: Kein Problem, halte ich für sehr interessant und würde ich gern machen.

OZ: Ihe Freizeit wird stark von Musik bestimmt. Sie mögen den Stil zwischen anspruchsvollen Chansons und Pop-Musical. Gibt es da auch Bühnenausflüge.

Venzke: Ein Solo-Abend, den ich in der Nähe von Augsburg gestaltet habe, machte mir sehr viel Spaß. So etwas kann ich mir auch künftig vorstellen. Vielleicht mit einer Bühnenpartnerin. Außerdem erarbeiten wir zur Zeit eine CD mit zwei deutschen und zwei englischen Songs, die ich selbst geschrieben habe.

OZ: Wo kann man den Silberling bestellen?

Venzke: Über den Fanclub; Manuela Richter, Rathausstraße 6e, 96472 Rödental bei Coburg.

OZ: Das wird auch die Stralsunder Fan-Gemeinde freuen.

(Das Interview führte: MARLIES WALTHER)