Die neue Revue „Wunderbar – die 2002. Nacht“ im Friedrichstadtpalast – prunkvolle Schloßkulisse für Scheherazade
Zitat aus ‚Die Welt‘ (04.03.2002)
Der Sultan tobt vor Zorn und lässt seine ehebrecherische Frau köpfen: „Nur im Tod ist das Weib länger treu als nur einen Augenblick.“ Von nun an übt der Sultan Rache an jeder, die er heiratet. Sie alle erleben den Morgen nach der Hochzeitsnacht nicht – bis die schöne Scheherazade den Sultan mit 1001 Märchen betört. So weit ist die „Geschichte aus tausend und einer Nacht“ allgemein bekannt. Einen Ausblick auf das, was danach geschehen sein könnte, gibt die neue Revue „Wunderbar – die 2002. Nacht“ im Friedrichstadtpalast. Bei der Premiere am Freitagabend vor ausverkauftem Haus entführte die Inszenierung von Jürgen Nass das Publikum zunächst in eine phantastische Märchenwelt des Orients. Vor prunkvoller goldener Schlosskulisse soll Scheherazade (Susann Malinowski) den Sultan (Karim Khawatmi) heiraten. Der Fluch scheint gebannt zu sein, das Happy End nah. Schwarz gekleidete Derwische wirbeln zu aufpeitschenden Trommelschlägen über die Bühne, Würdenträger aus fernen Ländern strömen in farbenfrohen Seidenkostümen herbei. Die Palastwache turnt waghalsig an vier goldenen Stangen – der erste anhaltende Beifall von den Zuschauern brandet auf.
Doch die Freude währt nur kurz, Dinarsade (abwechselnd lsabel Dörfler und Katja Brauneis) gönnt ihrer Schwester das Glück nicht und will den Sultan verführen. Die Braut rächt sich und brennt mit dem Wesir (Christian Venzke) durch. Es beginnt eine phantastische Traumreise des Sultans bis in die heutige Zeit, bevor er seine Liebste wieder in die Arme schließen kann. Christian Venzke überzeugt in der Rolle des wankelmütigen Sultans. Hin und her gerissen zwischen Liebe und .Vernunft, Suche und Tod braucht er eine ganze Weltreise, um zu wissen, was ihn wirklich glücklich macht. Dinarsade verkörpert dabei hingebungsvoll seine ewige erotische Versuchung, die sich bei aufwändiger Choreographie im feuerroten Kostüm durch alle Szenen tanzt. Und Susann Malinowski als Scheherazade beherrscht die Facetten der liebenden Frau genauso wie die Rachegelüste der Betrogenen. Die neue Revue ist ein wahres Feuerwerk fürs Auge. Der Sultan entdeckt in seinen Träumen blaue Unterwasserwelten mit riesigen, weiß schimmernden Seepferdchen und Muscheln. Dann schweben plötzlich von oben riesige rote Mohnblüten herab und umkreisen eine menschliche Blume aus drei Akrobaten. Dazu kommt die beeindruckende tänzerische Leistung des Friedrichstadtpalast Balletts und die wirklich atemberaubenden Kunststücke der Akrobaten. Da ist es zu verschmerzen, wenn sich die eigentliche Handlung spätestens nach der Pause verliert.