Erotische Tänze und brennendes Wasser

Die Märchenwelt lebt: In der neuen Revue „Wunderbar – die 2002. Nacht“
Zitat aus der Berline Zeitung (22.02.2002)

Am l. März feiert der Friedrichstadtpalast die Gala-Premiere der neuen Revue „Wunderbar – die 2002. Nacht“. Das Haus wird festlich erleuchtet sein. Nahezu 2000 Besucher werden die Foyers im größten Revuetheater Europas füllen. Viele der Gäste sind alte Bekannte im Friedrichstadtpalast. Sie haben die letzten beiden großen Inszenierungen „Elements“ und „Revue Berlin“ noch in bester Erinnerung.

Eröffnet wird die Revue „Wunderbar – die 2002. Nacht“ mit einem Prolog. Auf der imposanten Bühne des Hauses wird ein überdimensionales Buch mit den Märchen aus 1001 Nacht aufgeschlagen. Wir sind in der exotischen Welt des Sultans. Scheherazade will ihn davon abhalten, nach jeder Liebesnacht die Frau, mit der er alle Wonnen genossen hat, hinrichten zu lassen. Er tat es aus Verbitterung darüber, dass ihn seine Gemahlin einst mit einem Sklaven betrogen hatte. Scheherazade beginnt, ihre Märchen zu erzählen. In 1000 Nächten und einer.

Mit Erfolg.

Aber was geschah nach der 1001. Nacht? Das erfahren wir im Friedrichstadtpalast. Intendant Alexander II-jinskij, Regisseur Jürgen Nass und Dramaturg RolandWelke haben ihre Fantasie spielen lassen. Nach der 1001. Nacht gibt es ein Happy End: der Sultan heiratet die Erzählerin. Das rauschende Fest erleben wir an einem exklusiven Ort. Die Besucher des Grünen Gewölbes in Dresden kennen sie: die aus Gold, Silber und Edelsteinen von Johann Melchior Dinglinger 1707 geschaffene orientalische Märchenwelt. Ein filigranes Meisterwerk der Goldschmiedekunst, das sich im Besitz von August dem Starken befand.

Für den Bühnenbildner Fred Berndt war es eine besonders reizvolle Aufgabe, diese Welt nachzuempfinden. Mit einem Marsch voll Pomp und Gloria sowie mit erlesenen Geschenken wird dem Hochzeitspaar gehuldigt, und die Palastwache zeigt eine artistische Darbietung. Dinarsade, die Schwester der Braut, kann das Glück Scheherazades nicht akzeptieren und versucht durch einen erotischen Tanz, den Sultan für sich zu gewinnen. Scheherazade will Gleiches mit Gleichem vergelten und tanzt für den Wesir. Mit Erfolg. Der mit allen (Zauber)Wassern gewaschene Wesir brennt buchstäblich mit Scheherazade durch: setzt Wasser in Brand und verschwindet mit seiner Eroberung im Feuer. Die Dinglinger-Herrlichkeit verbrennt und schmilzt dahin. Die Welt der 1001 Nacht geht unter… Wie es weitergeht, kann jeder erfahren, der den Friedrichstadtpalast besucht.

Auf der Bühne wirkt alles so spielerisch, als sei es gerade erfunden worden. Bild für Bild fügt sich harmonisch zueinander. Wenn dieser Eindruck beim Publikum entsteht, freut sich einer ganz besonders: Regisseur Jürgen Nass.

Es ist zusammengewachsen, was in eineinhalbjähriger Arbeit entstand. Denn so lange braucht es, um Schritt für Schritt in täglicher harter Probenarbeit die Vorstellungen der Choreografen Birgitta Nass, Gail Davies-Sigler und Marvin Smith umzusetzen. Einen Vorteil haben alle Tänzer am Friedrichstadtpalast: die klassische Ballettausbildung. Das ist übrigens ein Pfund, mit dem auch Regisseur Jürgen Nass wuchern kann. Nach sieben Lehrjahren an der weltberühmten Palucca-Schule in Dresden wurde er von der Berliner Staatsoper engagiert, wo er acht Jahre als Solotänzer arbeitete. Jürgen Nass erlebte Ruth Berghaus, Harry Kupfer, Erhard Fischer bei der Arbeit. Mit Adolf Dresen war er befreundet. Bei seinem Einstieg 1984 im Friedrichstadtpalast als Regieaspirant halfen ihm diese Erfahrungen. Er weiß sehr genau, was er verlangen kann und muss.

Als Jürgen Nass mit Sascha Iljinskij vor drei Jahren das „Grüne Gewölbe“ in Dresden besuchte, war dies der Ausgangspunkt für die Gedanken- und Fantasiewelt des Mitautors und Regisseurs. Selbst das Musikkonzept hat er mit erarbeitet. Mitspracherecht hat Nass auch bei den Kostümen, beim Lichtdesign, bei Filmeinspielungen, beim Anfertigen der Bühnenprospekte im Malsaal, beim Bau der Dekorationen. Hier ist er besonders penibel, weil die Sicherheitsstandards für die Artisten eingehalten werden müssen.

Trotz der vielen Arbeit konnten sich Jürgen Nass und seine Frau, die Choreografin Birgitta Nass, nach der Wende einen Traum erfüllen – die eigene Ballettschule in Johannisthai. Das Angebot reicht vom klassischen Tanz über Modem Dance bis zu HipHop, Stepp und Tango. Einmal im Monat lädt Filmschauspielerin Christel Bodenstein zum Promi-Talk.

Nach der Premiere der „2002. Nacht“ folgen Kinderrevue, Weihnachtsrevue und die Arbeiten an den Projekten für die nächsten Jahre. Ganz leise ist manchmal der Seufzer zu hören – wie schön es wäre, wenn es einen „Revue-Puccini“, „Revue-Verdi“ gegeben hätte. Aber eigentlich freut es das Team des Friedrichstadtpalastes, bestes Entertainment in Revuestandard immer neu zu entwickeln.

 

WUNDERBAR – die 2002. Nacht

Regie: Jürgen Nass,
Buch: Sascha Iljinski, Jürgen Nass
& Roland Welke. Musik: Thomas Natschin-
ski, Choreografie:
Birgitta Nass, Gail Davies-Sigler & Marvin
Smith, Bühnenbild: Fred Berndt,
Kostüme: Ingrid Böttcher.
Mit lsabel Dörfler/Ratja Brauneis,
Rarim Rhawatmi, Christian Venzke
(Gesang), Susann Mahnowski (Ballettsolo),
Hunan Troup, Duo Volkov,
Trio Nasikhov & Voltige Rieva (Artistik).
Ballett und Orchester des
Fridrichstadtpalastes.
PREMIERE am l. März, 20 Uhr.
Vorstellungen Dienstag bis Freitag 20 Uhr,
Sonnabend 16 & 20 Uhr, Sonntag 16 Uhr.
Kartentelefon: (050) 25 26 25 26

www.friedrichstadtpalast.de