Hair Beschreibung

Stückbeschreibung

Das Stück beginnt mit dem mittlerweile „Klassiker“ Aquarius. Man könnte annehmen, es besteht nur aus einer Anhäufung von verrückten Szenen, die von durchgeknallten Leuten gespielt werden. Immerhin geht es um Drogen wie Haschisch, um Sodomie und Masturbation.

Aber es gibt auch eine Story, und eine Aussage. Dabei muß man zwischen Bühnenstück und Film unterscheiden. Diese Beschreibung behandelt die Bühnenfassung, insbesondere die des Landestheaters Magdeburg, unter der Regie von Craig Simmons.

Also; es gibt da eine Gruppe von Hippies, die ihre Antihaltung gesellschaftlichen Missständen gegenüber dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie sich die Haare lang wachsen lassen, und (für die späten Sechziger Jahre) schockierend offen mit Sexualität umgehen. Die Gangleader, wenn man sie als solche bezeichnen kann, sind Sheila, Burger und Claude. Im ersten Akt wird offen spöttisch mit derartigen Misständen umgegangen: Da wird darauf hingewiesen, dass der Mensch fast nur noch eine Nummer ist. Es wird die Angst klar, dass niemand mehr an einen glaubt. Da stellt sich ein Farbiger hin, und beschimpft sich selbst, so wie es sonst die anderen tun. Die durchgeknallte schwangere Jeanie beschreibt auf zynische Art und Weise den Zustand der Luft und alle spielen „Vater – Mutter – Kind“ mit den Szenen, die sie wohl am meisten zu Hause nerven. Claude versucht „seinen Eltern“ zu erklären, dass man nichts anderes als sich selbst braucht, um Reich zu sein.

Tja, und in all den „Spielen und Späßen“ mischen sich Klänge der Realität. Die Zeit der Musterung. Claude muß sich ihr unterziehen, und … kann sich der Einberufung nicht entziehen. Angst, Todesangst. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Für Claude kippt die Situation, er möchte aufgefangen werden von seinen „Freunden“, doch die sind so in ihrer zynischen Ausdrucksweise verhaftet, dass dieser sogar einer von ihnen zum Opfer fällt.

Eine „Übersprungshandlung“ jagt die andere. Plötzlich wird vorgegeben, das lange Haar sei der eigentliche Grund, warum man nicht zum Militär will: Hair. Bei aller „Freizügigkeit“ ist man doch verdammt unfähig, echte Gefühle zu zeigen. Man verdrängt und verletzt. Ehrlichkeit gibt es nur in Enttäuschung, und sie wird nur sich selbst gegenüber eingestanden: Nein sagt sich so leicht, Frank Mills.

Dann kommt das große „Be In“, an dessen Höhepunkt alle Jungs ihre Einberufungsbefehle verbrennen. Claude wirft seinen als Letzter ins Feuer und … zieht ihn wieder raus. Er kann sich der Verantwortung nicht entziehen, andere für seine „Sicherheit und seinen Wohlstand“ sterben zu lassen, ohne seinen Teil dazu beizutragen. Auch wenn ihn die Angst vor dem, was ihn erwartet, fast um den Verstand bringt. Seine Frage Wo geh ich hin beschließt den ersten Akt.

Im zweiten Teil gibt es selbstverständlich auch einige durchgeknallte, fetzige Nummern wie White Boys & Black Boys und den Electric Blues, doch den größten Teil nimmt „Der Trip“ ein, den Claude erlebt, und der von anfangs witzigen Situationen, in denen sein Unterbewusstsein Dinge wie Berufswunsch etc. verarbeitet, sich immer mehr verdunkelt. Ängste werden klar ausgedrückt. Er sieht sich als Regisseur, und aus einem Hubschrauber springen. Er sieht, wie sich Indianer und Schwarze gegenseitig abschlachten und hört bei Aufrufung seines Namens als Antwort immer wieder: Der hat’s nicht geschafft.

Der Trip wird zum Horrortrip, in dem es bei Three – Fife – Zero ein Gemetzel sondergleichen gibt, dem alle Kameraden Claude`s zum Opfer fallen. Abgeschlossen wird diese Szene mit der zynischen Frage Ist der Mensch nicht wunderbar, edel und vernünftig?. Claude ist völlig fertig als er zu sich kommt. Er klammert sich an seine Freunde, sucht Nähe und Verständnis. Liebe, um mit seiner Angst klarzukommen. Doch auf seine Frage, ob alle zusammenbleiben in dieser Nacht, verabschieden sich einige sofort.

Sheila , Burger und eine Handvoll Verbliebener nehmen Claude tröstend in die Arme und singen ihm ein „Schlaflied“ Good Morning Starshine. Im Laufe dieses Liedes geht jeder seiner Wege, und Claude bleibt allein zurück. Allein mit seiner Angst.

Szenenwechsel:

Alle treffen sich geraume Zeit später auf der Straße, zu einer Demo, alle sind da, nur Claude taucht nicht auf. Jedenfalls nicht in New York. Das Publikum sieht ihn plötzlich in Armee Uniform, mit Maschinengewehr zwischen seinen Freunden auftauchen. Er sieht sie, spricht sie an, doch sie „laufen durch ihn hindurch“ und rufen immer wieder seinen Namen. Dem Publikum wird klar, Claude befindet sich im Krieg, weit weg von seinen Freunden, die er im Innern mitgenommen hat. Mit Wir sehen einander hungrig in die Augen, in Wintermäntel eingehüllt sieht er sich dem Feind gegenüber und „verschwindet“ mit einem verzweifelten Und weiß sicher Gott glaubt auch an Claude, an mich, an mich

Der Rest ist Schweigen.

Die Gruppe der Freunde in New York begreifen was geschehen sein muß, und wenn dem Publikum der gefallene Claude, sinnbildlich für jeden gefallenen Soldaten gezeigt wird, bleibt nur noch der, aus ganzem Herzen vorgetragene Appell

Let the Sunshine in

 

Rollenbeschreibung Claude

Vorab – in der Bühnenversion des Stückes ist Claude eine andere Figur als im Film.

Christian als Claude in Hair

Im Stück gehört er zu den 68er Hippis, hat auch langes Haar, hängt ebenso herum, wie alle anderen, und ist so etwas wie ein Loverboy von Sheila und Burger.

Doch im Gegensatz zu seinen Kumpels, denen es in erster Linie darum geht sich zuzukiffen und sich über traditionelle Werte einfach nur lustig zu machen, ist Claude der einzige, der versucht sein Handeln in Beziehung zur Gesellschaft zu sehen. Er reflektiert, wie es auch Sheila und Hud tun, doch ist er nicht fähig aus seinen existentiellen Fragen immer nur eine Party zu machen. Er versucht sich klar zu machen, was aus dem Jetzt morgen werden kann. Er schafft es auch nicht, sich, wie Burger, von der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber freizusprechen.

Geplagt von Ängsten, verspottet, getröstet und schlußendlich alleingelassen von allen geht er ’seinen‘ Weg, von der Gesllschaft gezeichnet, und fällt.

Where should have he go?

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