Wunderbar, die 2002. Nacht Beschreibung

Stückbeschreibung

Zitiert aus den offiziellen Informationen zur Revue des Internetauftritts des Friedrichstadt Palast.

„WUNDERBAR – die 2002. Nacht“ ist eine Reise durch Motive der Märchen aus 1001. Nacht, eine Reise durch die Zeit, die ihren Ausgangspunkt im goldverzierten, farbenprächtigen Orient nimmt und schließlich in den Träumen des Sultans endet. – Träume, die ihn bis in unsere Tage bringen. Diesen Weg beschreibt auch die Musik. Sie wird den Orient zum Klingen bringen, ihn aber manchmal auch nur erahnen lassen. Zwischen Bauchtanz und Tango, einfacher Vokalise und Popballade wird der große Bogen gespannt. Hier ist es der zarte Klang der Zither und dort der imposante sinfonische Streichersound. Die Musik ist die Mitte des Kreuzes zwischen ernster und unterhaltsamer Musik einerseits, und der Begegnung von Orient und Okzident andererseits.

 

Details – eine Beschreibung von Christian Venzke

„Das Stück beginnt mit der Vorgeschichte in der erzählt wird, wie der Sultan von seiner Frau betrogen wurde, und darauf fürchterliche Rache schwört (Fluchsong). Das heißt, jede Frau, die eine Nacht mit ihm verbracht hat, wird am Morgen geköpft – bevor sie betrügen kann …

Party Narziss mit dem 'Kugel-Solisten' (Fotograf: Herbert Schulze (hs@foto-design.com))
Party Narziss mit dem ‚Kugel-Solisten‘
Fotograf: Herbert Schulze (hs@foto-design.com)

Scheherazade tritt auf den Plan und schafft es, des Sultans Geist zu befrieden und seine Liebe zu erringen, indem sie sich in seine Hände begibt, und ihm jede Nacht eine neue Geschichte erzählt (Tausendundeinmal).

Es kommt zu Hochzeit, die Prinzen der verschiedenen Länder machen ihre Aufwartung, und auch der Wesir möchte nicht zurückstehen und ‚zaubert‘ aus einer Sänfte Dinasarde, die Schwester der Braut herbei, die ihrer Schwester beim Geschichtenerfinden beigestanden hat. Das dies ein Fehler war, sieht er sogleich, denn Dinasarde verliert keine Zeit ihre Absichten, den Sultan in ihren Bann zu ziehen und so aus der ‚zweiten Reihe‘ hervorzutreten, kundzutun (Kissentanz).

Der Wesir sucht sie in ihre Schranken zu weisen, und richtet des Sultans Aufmerksamkeit auf das große Ritual des Aufwiegens und des sinnbildlichen Versenkens des Staatsschatzes in die Sicherheit der Tiefen (Brunnen der Vergangenheit).

Dianasarde schaut sich das genüsslich an und schlägt danach wieder zu. Der Sultan ist angetan, lässt Scheherazade links liegen und die Gefahr der ‚zügellosen Lustbefriedigung‘ mit abschließenden ‚Köpferollen‘ steigt wieder.

Der Wesir hat keine Wahl. Er greift sich Scheherazade, lässt den Palast in Flammen aufgehen und verschwindet mit seiner ‚Beute‘ um seinem Freund die Augen zu öffnen. ‚Ob man etwas oder jemand liebt, weiß man meistens erst dann, wenn man es verloren hat‘.

Der Sultan liebt seine Frau, und folgt ihr. Er lässt ein Luftschiff bauen, womit er auf die Suche nach ihr geht (Einmal). Der Wesir sorgt dafür, dass sie aufeinander treffen und hält seinem Freund und Sultan den sprichwörtlichen Spiegel vor (Bild aus Glas). Der Sultan ist verwirrt, und so führt der Wesir ihm seine Frau wieder zu. Gemeinsam erwecken sie die Liebe der Welt (Finale 1).

Der zweite Akt beginnt mit einer Party im ‚Jetzt‘. Alles läuft gut. Und auch wenn der Sultan etwas singt von ‚Treue vergessen‘ so ist doch Scheherazade an seiner Seite, wie sich’s gehört. Und plötzlich taucht ‚Sie‘ wieder auf. Dinasarde gibt auch nach dem ‚Zeitsprung‘ (Timewarp?!) nicht auf und schmeißt sich dem Sultan an den Hals. Der Wesir geht mal wieder dazwischen, es gibt ein Handgemenge und er stürzt eine ewig hohe Treppe herunter. Wachgerüttelt durch dieses Unglück beklagt der Sultan nun den Tod seines Freundes (Lamento), und driftet ab in’s Reich der Träume / Alpträume.

In der Unterwasserwelt taucht Dinasarde als Venus-Alien in einer Muschel (Somnium) auf, während Scheherazade und auch der tote Wesir die Gedanken des ‚Träumers‘ streifen.

Dinasarde – das ewig lockende Weib, das mit dem Manne nur spielt um seine Macht zu zeigen.

Die Reise geht weiter durch die Wüste. Dali stand wohl Pate, für dieses an Schizophrenie grenzende Bild in dem auch der Wesir erneut das Wort an den Sultan richtet, aber weder von ihm, noch von irgendjemand verstanden wird (Teldo). Dinasarde macht in dieser Verwirrung gern mit (Ode an den Ball).

Nun der Sultan zieht sich zurück und sinniert über das ‚Traumspiel‘ in dieser Nacht und sieht sich wieder mit Dinasarde konfrontiert, die ihn nötigt, einen Tango zu tanzen, und endlich den Sieg davon zu tragen. Doch da erscheinen Scheherazade und der Wesir. Beide haben es im Guten versucht, den Sultan zu Verantwortung zu überzeugen, und sind gescheitert. Nun bleibt ihnen nur noch, ihm die Konsequenz vor Augen zu führen. Dinasarde wird abserviert, und der Sultan (das Blatt wendet sich) geköpft.

Daraufhin unzählige Scheherazades Ball-(Kopf-)spielend die Bühne und das Ganze wirkt sich zu einem Girltanz á la Friedrichstadtpalast aus.

Doch was ist das? Plötzlich sieht man den Sultan lebend auf der Treppe liegend / schlafend. Er wird von Scheherazade geweckt und das Happy End nimmt seinen Lauf. Wie heißt es doch so schön in Korngold’s ‚Toter Stadt‘: Ein Traum hat mir den Traum zerstört.

So wird der Sultan also in Zukunft etwas wählerischer und verantwortungsvoller mit seiner Umgebung umgehen – sollte man meinen.

Finale.“

 

Rollenbeschreibung Wesir – eine Beschreibung von Christian Venzke

„Meine Auffassung: Freund des Sultans. Auf dessen aber auch und vor allem auf das Wohl des Reiches bedacht. Friede und Wohlstand zu schaffen und zu erhalten ist sein Ziel.

Der Raub der Scheherazade (Fotograf: Herbert Schulze (hs@foto-design.com))
Der Raub der Scheherazade
Fotograf: Herbert Schulze (hs@foto-design.com)

Aus diesem Grund begrüßt er die Bemühungen und den Erfolg Scheherazades, was den Unruhen – den regelmäßigen Köpfungen endlich ein Ende bereitet.

Er möchte Scheherazades Schwester Dianasarde am Hochzeitsfest teilnehmen lassen, muß jedoch gleich erkennen, dass diese sich mit ihrer Rolle als Schwester der Braut nicht zufrieden gibt, und unverzüglich beginnt, den Sultan in ihren ‚weiblichen Bann‘ zu ziehen.

Der Wesir sieht den Sultan Dinasarde verfallen und versucht ihn davon abzuhalten. In letzter Konsequenz raubt er Scheherazade, um seinem Freund zu zeigen: Wenn Du sie liebst, dann ist sie Dein ein und alles, und das findest Du nun heraus, wenn Du sie verlierst.

Er fährt fort, in der Spiegelszene, dem Sultan eben diesen vorzuhalten, und glaubt sich verstanden. Bis Dinasarde wieder auf den Plan tritt und der wankelmütige Sultan sofort wieder schwach wird.

Der Wesir stirbt. Doch selbst im Tod erscheint er seinem Freund um ihm die Augen zu öffnen und kommt mit Scheherazade zu dem Schluß, ‚wenn Du nicht hören willst, ist die Konsequenz dein …‘

Wenn man so will, ist der Wesir entgegen seines düsteren Erscheinungsbildes, die moralische Instanz des Stückes.“

 

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